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Beitrag: Blog2 Post

Ich will mein Glück in eine Dose packen und für immer dran riechen

  • Autorenbild: Leo
    Leo
  • 21. Jan. 2023
  • 2 Min. Lesezeit
Diese Grinseschneekatze auf meinem Nachhauseweg wirkt fast so glücklich wie ich heute

Wenn ich früher ein tiefes Gefühl von Glückseeligkeit empfand, war es immer im künstlichen Rausch.


Ich genoss ihn. Ich genoss das Gefühl der Farben in meinem Kopf, der Zufriedenheit im Bauch, der Stille im Herzen.


Doch jedesmal war klar- es hält nicht lange an. Spätestens am nächsten morgen kommt der Kater, die Reue, die Schmerzen.

Je höher der Flug desto tiefer der Absturz.

Schnell wie er kam, der Rausch, ging er vorbei. Was blieb waren nur verbrannte Erde und Reue.


An Tagen wie heute bin ich vollkommen berauscht vor Glück und Stolz und Dankbarkeit und weiß - es ist echt.

Einige Stunden Glück, die sich hinein weben in jede meiner Zellen und dort gespeichert bleiben für schwere Zeiten. Von denen ich zehren und mich nähren kann. Erinnerungen die mich am nächsten Morgen auffangen und nicht auffressen. Momente, die im Herzen bleiben wie kleine Funken und mein Feuer weiter schüren, statt Asche zu hinterlassen.


Ein Treffen mit meinem Sohn, der stattliche 25 Jahre alt geworden ist und mit meiner Ausbilderin, die mich durch drei krasse Jahre im Ausnahmezustand begleitet und nicht nur einmal vor dem Hinschmeissen oder einem Nervenzusammenbruch bewahrt hat.


Wir sitzen im Café - drei Generationen, mit tiefen Gespächen auf Augenhöhe und den besten Episoden aus dem Büroalltag, die unterhaltsamer sind als eine ganze Fips Asmussen CD. Ich platze vor Stolz und Freude über unser gemeinsames Glück. Lachend blicken wir zurück auf all die Jahre , in denen wir uns selbst so viel Druck und Leid auf vielen Ebenen zugemutet haben. Schütteln die Köpfe drüber, als wären wir alle drei schon 100 Jahre alt und fragen uns warum man sich eigentlich so lange selbst sinnlos fertig gemacht hat.

Aus der Unfähigkeit heraus Nein zu sagen, Grenzen zu setzen, auf sich selbst zu achten, Relationen richtig zu beurteilen ...

Nachher ist man immer weiser.


Ich hoffe, mein Sohn hat den alten Weibern gut zugehört. Und gleichzeitig merke ich - das muss er vermutlich gar nicht. Denn seltsamerweise ist er trotz meiner gefühlten Unzulänglichkeit als Ziehmama schon jetzt sehr gut in der Lage für sich zu sorgen - besser als wir "Omas" es je waren mit zusammen 40 Jahren mehr auf dem Buckel.


Ich bin glücklich.

Und ich bin stolz.


Und ich habe Angst.


Angst, dass all dieses Glück und die Leichtigkeit einfach so wieder vorbei ziehen und nicht wieder kommen.


Ich will es fest halten, das Glück.

Ich will es einsperren, in eine Dose packen, um es immer wieder mal anschauen und einatmen zu können.


Man sagt, Glück lässt sich nicht einsperren.


Aber vielleicht ja doch.

Vielleicht ein bisschen.

Mit diesem Text.

 
 
 

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