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Beitrag: Blog2 Post

Cremevögel und Kompromisse

  • Autorenbild: Leo
    Leo
  • 26. Jan. 2023
  • 2 Min. Lesezeit
Die Alternative zum GRÄM-Vogel ist das aufgescheuchte Scheiss-Drauf-Fruchthuhn

Ich hasse Vogelhochzeit.


Es regt mich auf, dass an fast allen Bäckern statt "Cremevogel" immer "KREMvogel" auf den Verkaufstafeln steht -was in meinen Augen eine Ursünde deutscher Rechtschreibung darstellt.


Wenn es nach mir ginge sollte da "GRÄM-Vogel" stehen. Weil ich mich bei diesen Dingern regelmäßig nicht beherrschen konnte und hinterher immer ein mega schlechtes Gewissen oder einen Fressanfall hatte, sich die Dinger aber echt beschissen wieder auskotzten.


Zucker und Weißmehl.

Volksdrogen Nummer eins -

und keiner merkts.


So glotzen mich nun seit zwei Wochen diese Suchtmittelbomben an wie lauernde Angreifer, jedesmal wenn ich am Backshop vorbei gehe.


Während ich versuche, nicht hin zu schauen, zwitschern sie: "Friss mich - ich bin so lecker, du kannst mich nicht so einfach ignorieren! Schau - die bunten Eier und die leckere Schokokruste. Los gib dir nen Ruck - sonst gibt's uns erst wieder in einem Jahr!"


Ich halte Stand und ziehe wacker vorbei zum Obst und Quark Regal und später mit meinem Vitalmix zu Oma an den Kaffeetisch - wo es (man glaubt es kaum) heute KREMvogel gibt.


Natürlich nur einen halben Vogel für jeden der beiden - sonst ist es zu viel für Oma.

Die beißt von ihrem halben Vogel gefühlt zwanzig Mal ab und meint dabei, diese große Portion im Becher, die ich da esse würde sie ja niemals schaffen - sie staunt wieviel ich essen kann.


Ich komme mir jetzt vor wie das verfressenste Masthuhn auf der ganzen Welt und würde gern mit der Faust auf den anderen halben KREMvogel drauf schlagen vor Wut und Selbsthass.


Aber Opa ist schneller und das halbe Keksvieh verschwindet in seinem Mund, wo es gefühlt 555 mal gekaut wird.


Ich weiß, man soll lange kauen.

Aber mein Opa kaut immer so lange, dass man meint, er hätte keinen Darm mehr und müsse sämtliche Nahrungsmoleküle bereits vor dem Schlucken komplett zersetzen.


In diesen Momenten will ich am liebsten schon aus Protest-Prinzip meinen Müslibecher im Ganzen runter schlucken - am besten gleich mit Deckel.


Ich bin nicht maßvoll und kaue auch nicht ordentlich.


Ich bin unbeherrscht und schlinge.


Deshalb wäre ich auch nicht mit einem viertel Vogel zufrieden.


Zucker- und Weismehlsucht, Bumimie - das bedeutet Grenzenlosigkeit.

Einer ist zuviel - 100 sind zuwenig.


Ich will entweder einen ganzen dicken Schwarm in meinem Wanst - am besten lebendig.

Und wenn ich das nicht haben kann will ich gar nichts.


Ich kann das nicht - so ein bisschen rum picken, als wär ich selbst ein Vogel.


Ich bin die fette Henne und will den größten Wurm!


Für den heutigen Nachmittag begnüge ich mich stattdessen mit einer extra Banane zur Feier des Tages.


Die sieht fast aus wie ein fetter Wurm.

Ein Kompromiss.


Ich hasse Kompromisse.


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Meiner Ernährungsberaterin, die ich heute (komplett kassenfinanzkert) im ersten von 5 Gesprächen gebeten habe, meine aktuelle Ernährungssituation zu bewerten, war sehr angetan von meinem selbstgebastelten Konzept. Ich sei auf einen guten Weg und solle stolz sein und geduldig. Eine kurze Entgleisung mit einem Grießbrei am späten Abend sei eben für den momentan noch die "etwas andere Nachtzigarette" und kein Vergleich mit täglich 50-60 Euro beim Discounter für eine abendfüllende Junkfoodorgie.


Wieso brauche ich immer erst einen "Profi", der wiederholt, was ich schon weiß, damit ich mich besser fühle?


Oben links: hier fehlt noch das Huhn

Mitte: der Soll-Zustand, eine Hand ist eine Portion

rechts : die bulimische Hand

 
 
 

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