Adventsmasochismus - Heute: Familienspaziergang
- 11. Dez. 2022
- 3 Min. Lesezeit
#Unterschiedliche Bedürfnisse oder: Selbstverletzendes Verhalten
Ich hasse Sonntage
Plötzlich haben alle Menschen den Drang, mit der ganzen Sippe irgendwo hin zu fahren - oder noch schlimmer: Spazieren zu gehen!
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Frische Luft schnappen.
Was zusammen unternehmen ....
IN FAMILIE!
Mir wird schlecht!
Wenn ich das nur schreibe, sträuben sich bei mir schon alle Nackenhaare - und die unrasierten Arschhaare gleich mit.
Kein Bock!
So überhaupt keinen!
Auf Menschenmassen.
Auf gelangweilte plärrende Kinder, die zum Vorzeigen angezogen werden wie zur Geflügelzüchterausstellung, um das Gesamtbild nach außen zu perfektionieren.
Auf zehnköpfige Verwandschaftskarawanen, die ihre Babywagen als Transportkamel missbrauchen für Mischbrotschnitten, Thermoskannen und Spezialjacken in 20 Farben und Größen, damit man für alle Wetterlagen im 2 Meter entfernten Stadtpark bestmöglich gerüstet ist.
Ich habe keine Lust auf Anstehen am einzigen offenen Imbiß, wo dann ein plörriger Kaffee im Plastikbecher 5 Euro kostet, den man sich nachher im Gedränge zur Hälfte über den Latz kippt, weil einem irgend so ein Hendrik-Torben provokativ seinen neuen Fußball beim Vorbeilaufen in den Magen kickt.
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Immer wenn ich solchen Zwangsgruppierungen begegne, denke ich:
Die armen Schweine! Nach einer anstrengenden Woche noch 88 km mit der ganzen lausigen Sippe durch die Kante zu hecheln - was ´n Hass. Aber Mutti will es so und mit den Schwiegereltern darf ichs mir nicht verscherzen, bis die Kinder groß sind.
Keiner hat Lust, aber alle machen mit. Und warum? Weil Mama es schön haben will. Weil alle es so machen. Weil die Bälger in der kleinen Bude sonst so am Rad drehen, dass Papa der Kragen platzt.
Ich als Langzeitgeschädigte einer inhomogenen Familienstruktur (und ich bin mir recht sicher: das ist die Regel und nicht die Ausnahme in Familien) versichere:
Das geht auf Dauer nicht gut.
Entweder kommt Papa irgendwann mit einer Pumpgun nach Hause oder gar nicht mehr, weil er sich lieber mit der Geliebten aus dem Nachbarbüro vergnügt als mit Hendrik-Torben und seinem Ball beim Sonntagsspaziergang. Oder Mama vögelt heimlich mit dem Yogalehrer, wenn sie mal ausnahmsweise ins Kinderfrei darf.
Mindestens 50 % der Initiative „Familienleben gemeinsam zwangsgestalten“ fühlen sich auf lange Sicht emotional und körperlich missbraucht.
Bei den Kindern erkennt man es an übermäßigem Rumplärren oder Dauergeheul, bei Männern am dauerhaft angepissten Gesichtsausdruck, zynischen Kommentaren und schlechter Laune.
Die Frau will immer, dass es schön harmonisch ist und sich alle vertragen.
ENTSPANNTE FAMILIENUNTERNEHMUNGEN: BULLSHIT!
"Kannste vergessen" würde Opa sagen. Alles ab 2 Personen aufwärts über mehr als 24 h.
Zumindest, wenn nicht alle hoffnungslose Masochisten sind.
Wenn es nicht unbedingt sein muss - lasst es einfach sein Leute - und genießt eure freie Zeir so wie es jedem gefällt.
Geht euch nicht damit auf die Nerven zu versuchen, alle unter einen Hut zu bekommen.
Lasst es laufen, macht euch locker, lasst euch Freiraum, lasst euch los!
Macht euren Kram für euch oder teilt euch in lose „Interessensinitiativen“ auf.
Scheisst auf Rudelzwang, Gemeinschaftsausflüge und sinnlose Traditionen.
Ihr seid keinem was schuldig - nicht den Eltern, nicht den Nachbarn, nicht der Freundin, nicht dem Erziehungsratgeber aus der BILD.
Fragt euch in jedem einzelnen Moment:
Was brauche ICH?
Und dann gebt es euch und nehmt es euch.
Wenn sich eure Befindlichkeiten dabei mal zufällig überschneiden dann verbindet euch eben solang es passt - oder eben nicht.
Wie findet ihr raus ob es grad passt?
Indem ihr darüber sprecht. Und zwar EHRLICH.
Wie gehts mir grad? Wie gehts dir grad?
Was brauche ich? Was brauchst du?
Passt das zusammen.?
Passen wir überhaupt noch zusammen?
Sind wir beide bereit da auch mal was Neues auszuprobieren?
Und wie wichtig ist uns diese Beziehung, um vielleicht auch mal einen Kompromiss einzugehen, ohne dass sich ständig nur einer verbiegt?!
Weniger „wir müssen jetzt“ , „wir sollten aber“.
Mehr „ich darf“ und „ich brauche“.
So kann jeder nur gewinnen.
Und wenn euch das auf Dauer alles zu anstrengend, ist dann bleibt ein glücklicher Familien-Grinch so wie ich 💪🏻





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